Es gibt ja so Kundenprojekte, die sind … spannend :) Vor ein paar Monaten kam ein Kunde mit dem Wunsch auf uns zu sein WC-Räumchen zu verkleiden, welches er gerade frisch renoviert hatte.

Das spezielle an diesem Projekt waren die vielseitigen Herausforderungen.

Es handelt sich um eine Toilette in einem alten Bauernhaus, das über 100 Jahre alt ist und keine geraden Wände hat.

Nichts ist im Lot und von rechten Winkeln wollen wir gar nicht reden.

Die Verkleidung sollte raumhoch erfolgen um eine schöne gleichmäßige Optik zu erhalten und die Verkleidung damit „verschwinden“ zu lassen. Auch eine Dachschräge musste berücksichtigt werden die mit verkleidet werden sollte. Außerdem war noch ein kleines Fenster zu berücksichtigen, dessen Laibungen ebenfalls verkleidet werden sollten.

Die Toilette, aber vor allem das große Abflussrohr, das sehr nah an der Rückwand verlief konnten nicht demontiert werden und ein Ständerbalken mitten in der Wand machten das Gesamtpaket an spezialgelagerten Sonderfällen komplett. Da waren die Ausschnitte für den Heizkörper und die Steckdosen quasi ein Kinderspiel. :)

Für eine deckenhohe Wandverkleidung müssen unsere Wandschutzplatten gedreht werden. Die Platten haben ein Grundmaß von 1,30 m Höhe und 3,00 m Breite. Das sorgt in Krankenhäusern für ein geringes Fugenmaß aber man kommt dann eben nicht höher als 1,30 m. Normale Raumhöhen liegen in der Regel bei 2,30 m aufwärts. Deshalb wird dann die Platte gedreht. Das an sich ist kein Problem. Es muss nur ggf. bei der Laufrichtung die Maßerung berücksichtigt werden und natürlich beim Fugenmaß respektive bei der Rasterung.

Erklärung: Unter Rasterung versteht man die Verteilung der senkrechten Fugen. Manche Bauherren wünschen, dass auf allen Wänden die Fugen immer im gleichen Abstand sind. Dann ist natürlich der Verschnitt entsprechend höher, da unter Berücksichtigung der Wandlängen ein Maß festgelegt werden muss, dass genau aufgeht. Also z. B. wenn der Bauherr bei einer raumhohen Wandverkleidung auf einer 3,00 m Wand ein gleichmäßiges Fugenraster haben will, müsste man 1,00 m breite Zuschnitte wählen. Dann hätte man bei jeder Platte 30 cm Verschnitt. Das macht Sinn, wenn man mit Sichtfugen arbeitet die deutlich wahrnehmbar sind. Wir arbeiten mit Haarfugen, d. h. das Material wird ganz eng auf Stoß (wie bei Tapeten) gearbeitet. Diese sind am Ende kaum sichtbar. Das spart Material und Müll.

In diesem Raum haben wir uns für das nahtlose montieren entschieden, also ohne Rasterung. Wie du am Endergebnis sehen wirst ist das auch sehr gut aufgegangen.

Bei dieser Art von Projekten spielt das Ausmessen die größte Rolle. Denn einmal geschnitten ist geschnitten. Wir gehen deshalb in solchen Fällen immer mit dem Rohmaterial auf die Baustelle und schneiden komplett vor Ort zu. Dann kann jedes Teil immer wieder angehalten geprüft werden.

Für die Bearbeitung nutzen wir z. B. Stichsäge, Multimaster, Durchlaufschere, Bohrmaschine ggf. mit Dosenbohraufsatz und Cuttermesser bzw. Kantenabzieher. So sind wir eigentlich auf alle Eventualitäten vorbereitet und je nach Art des Ausschnittes haben wir immer das passende Werkzeug dabei. Aber wie du siehst handelt es sich um gängige Werkzeuge die fast jeder zu Hause. Bis auf den Multimaster vielleicht. Aber den kann du dir sicher in einem Werkzeugverleih borgen.

Die Wände hatte der Eigentümer ganz frisch verputzt. Da muss vorher auf jeden Fall zweimal ordentlich grundiert werden. GANZ WICHTIG. Sonst kann sich der Kleber nicht richtig mit der Wand verbinden und die Platten fallen wieder ab.

Warum grundiert man eigentlich vor der Montage? Durch die Grundierung oder auch Haftgrund genannt, werden die losen Teilchen des Putzes gebunden. Frisch verputzte Wände haben sehr viele „Krümel“ an der Oberfläche. Ähnlich wie Puderzucker auf einem Kuchen. Es sieht aus also ob es eine Fläche wäre, in Wahrheit liegt aber eben eine dünne lose Schicht oben auf. Das ist zum Beispiel auch bei Gipskartonwänden der Fall. Diese werden ja i. d. R. an den Fugen verspachtelt und dann wird geschliffen. Der Schleifstaub legt sich auch wie Puderzucker über die ganze Wand. Kommt dann die Platte mit dem Kleber auf die Wand, kann sich der Kleber nur mit der oben losen Schicht verbinden. So lange der Kleber noch feucht ist hält die Adhäsion beides zusammen. Trocknet der Kleber lösen sich die losen „Krümel“ und der Staub von der Wand und die Platte fällt. Betrachtet man sich dann beides sieht am an der Wand nur minimale Haftstellen, der Kleber haftet gut an der Platte und auf dem Kleber ist eine leichte Putzschicht. ALSO: immer grundieren, lieber einmal zu viel als zu wenig! Denn der Haftgrund ist flüssig und verbindet wie Butter beim Stollen Teil mit Puderzucker alle losen Stoffe fest mit der Wand. Zum Teil werden die losen Teilchen aber auch schon durch den Auftrag mit der Malerbürste abgerieben. Ein einfacher Test ob eine Grundierung nötig ist: einfach mit der flachen Hand an verschiedenen Stellen drüber reiben. Lösen sich Krümel oder hast du eine weiße Hand … dann auf jeden Fall.

Nachdem alle Vorarbeiten erledigt waren ging es an die Montage. Jedes Stück wurde akribisch ausgemessen. Schau dir gern dazu das Video im Zeitraffer an. Ich habe eine Fischaugenperspektive bei der Aufnahme gewählt, damit man möglichst viel sieht von dem schmalen Raum. Das war gar nicht so einfach. Die Jungs brauchten ja auch noch Platz zum Arbeiten.

Am schwierigsten war der Ausschnitt für das Abflussrohr. Da man die Platte nicht drüberschieben konnte (wie bei einem Steckdosenausschnitt) muss die Platte mittig im Ausschnitt gestoßen werden. Dafür muss sehr präzise gearbeitet werden. Denn es soll ja dann nicht nur der Ausschnitt passen sondern die Fuge soll auch gut aussehen.

Alles in Allem ein sehr gelungenes Projekt wie ich finde. Aber schau es dir selbst an! Das komplette Video findest du hier:

Wenn du Interesse an einer Überarbeitung deines Bades hast, dann schau mal hier. Dasselbe kannst du machen, wenn du einen alten hässlichen Fliesenspiegel hast, den du aber nicht abhacken möchtest bzw. in einer Mietwohnung lebst … einfach überkleben. Wir haben dafür einen speziellen Kleber hier, der sich rückstandsfrei entfernen lässt.

Zum Thema Fliesen überarbeiten haben wir gerade ein cooles Flurprojekt gemacht. Dazu mehr im nächsten Blogartikel. Wenn dich das interessiert und du nichts verpassen möchtest, dann melde dich gleich für meinen Newsletter an. Du kannst dir dann auch gleich kostenlos meine Farbmusterchips bestellen.

Bis dahin

Lieber Gruß

Bleib sauber!

Nancy